Erlesenes

Henri Borel - WU-WEI


Sie begehren zu viele Dinge, als daß sie das eine auch noch begehren könnten. Sie begehren ebenfalls weise und gut zu sein, und dies ist das Schlimmste von allem. Sie begehren zu viel zu wissen.

Du mußt es ganz allein entdecken, indem du ... dich selber befreist und unmittelbar aus deinem Herzen heraus lebst...
Du hast dich einfach viel zu sehr bemüht, gut zu sein, und daher hast du deine eigenen Vergehen in zu grellem Licht betrachtet. Auch von deinen Mitmenschen verlangst du zu viel Güte, und daher hast du dir unnötig Sorge gemacht.

Verlange nicht danach, zu viel zu wissen... strebe nicht danach, alles zu wissen, was Menschen und Dinge um dich betrifft, besonders auch nicht, was sich um ihre Beziehungen und Gegensätze dreht. Vor allem aber suche nicht zu gierig nach Glückseligkeit und fürchte dich nicht vor Leid.



aus:

WU-WEI von Henri Borel
Drei Eichen Verlag
9. Auflage, 1982
München, Engelberg/Schweiz





758 mal gelesen

Friedrich Nietzsche - Also sprach Zarathustra

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"Ich" sagst du und bist stolz auf dies Wort. Aber das Größere ist - woran du nicht glauben willst - dein Leib und seine große Vernunft: die sagt nicht Ich, aber tut Ich.

Was der Sinn fühlt, was der Geist erkennt, das hat niemals in sich ein Ende. Aber Sinn und Geist möchten dich überreden, sie seien aller Dinge Ende: so eitel sind sie.

Werk- und Spielzeuge sind Sinn und Geist: hinter Ihnen liegt noch das Selbst. Das Selbst sucht auch mit den Augen der Sinne, es horcht auch mit den Ohren des Geistes.

Immer horcht das Selbst und sucht: es vergleicht, bezwingt, erobert, zerstört. Es herrscht und ist auch des Ichs Beherrscher.

Hinter deinen Gedanken und Gefühlen, mein Bruder, steht ein mächtiger Gebieter, ein unbekannter Weiser, der heißt Selbst. In deinem Leibe wohnt er, dein Leib ist er.

Es ist mehr Vernunft in deinem Leibe als in deiner besten Weisheit...

Und daher zürnt ihr nun dem Leben und der Erde. Ein unbewußter Neid ist im scheelen Blick eurer Verachtung.

Ich gehe nicht euren Weg, ihr Verächter des Leibes! Ihr seid mir keine Brücken zum Übermenschen! -

Also sprach Zarathustra.




aus:

Also sprach Zarathustra von Friedrich Nietzsche
Verlag Philipp Reclam Jun.
Stuttgart
1974





gewidmet dem Gegenteil
579 mal gelesen

Hermann Hesse - Stufen

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Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden ...
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!



aus:

Hermann Hesse
Gesammelte Werke (Band 9)
Das Glasperlenspiel
(Josef Knechts hinterlassene Schriften)
Suhrkamp Verlag
Frankfurt am Main
26. bis 36. Tausend 1973





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906 mal gelesen

Romain Rolland - Das Leben des Ramakrishna

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... aber wahrhaft Herr darüber konnte er nur dann werden, wenn in seinem Bewußtsein der ganze bei seiner Eroberung durchmessene Weg erhellt wurde.


aus:

Das Leben des Ramakrishna von Romain Rolland
Rotapfel-Verlag
Zürich, Leipzig 1929





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1447 mal gelesen

Gianrico Carofiglio - Reise in die Nacht

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Dann hörte ich irgendwann auf zu denken, weil die Zeit verging und ich Angst hatte, Konsequenzen ziehen und mir wirklich was einfallen lassen zu müssen. Nach und nach betäubte ich alles, meine Gefühle, meine Wünsche, meine Erinnerungen. Jahr um Jahr. Bis Sara ...


aus:

Reise in die Nacht von Gianrico Carofiglio
Wilhelm Goldmann Verlag, München
2. Auflage
April 2007




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690 mal gelesen

Heimito von Doderer - Die Dämonen

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Jedes Zu-Ende-Denken ohne Verlust des Fadens befriedigt. Diese Befriedigung ist eine lächerliche, denn beim tieferen Denken geht der Faden immer verloren...

Ohne Dummheit kein Leben.



aus:

Die Dämonen (1956) von Heimito von Doderer (1896-1966)
Bieberstein Verlag, München
29. bis 32. Tausend der Gesamtauflage
1979




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4046 mal gelesen

Johann Wolfgang Goethe - Die Leiden des jungen Werther

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Wenn wir immer ein offenes Herz hätten, das Gute zu genießen, das uns Gott für jeden Tag bereitet, wir würden alsdann auch Kraft genug haben, das Übel zu ertragen, wenn es kommt.


aus:

Die Leiden des jungen Werther (1774) von Johann Wolfgang Goethe (1749 - 1832)
Insel Verlag, Frankfurt am Main
33. bis 42. Tausend
1976




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710 mal gelesen

Novalis - Heinrich von Ofterdingen

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Wenn die, so singen oder küssen,
Mehr als die Tiefgelehrten wissen,...
Wenn dann sich wieder Licht und Schatten
Zu echter Klarheit werden gatten,
Und man in Märchen und Gedichten
Erkennt die ew'gen Weltgeschichten,
Dann fliegt vor einem geheimen Wort
Das ganze verkehrte Wesen fort.




aus:

Tiecks Bericht über die Fortsetzung
des unvollendeten Romans
Heinrich von Ofterdingen von Novalis (1772 - 1801)

Novalis - Gedichte Romane
Manesse Verlag, Zürich
1968




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584 mal gelesen

Eugène Ionesco - Der Einzelgänger

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Wann erwache ich zur Wahrheit? Wenn ich Elend und Verderbnis sehe, oder wenn ich denke, die ganze Schöpfung sei ein leuchtender Mai? ... Ich philosophiere zu viel, das ist mein Fehler.



aus:

Der Einzelgänger von Eugène Ionesco
Deutscher Taschenbuch Verlag, München
2. Auflage - 16. bis 20. Tausend
Januar 1979




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689 mal gelesen

Albert Camus - Die Pest

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Mit der Zeit habe ich einfach erkannt, daß selbst diejenigen, die besser sind als andere, es heute nicht mehr vermeiden können, zu töten oder töten zu lassen, weil es in der Logik liegt, in der sie leben, ... ich habe gelernt, daß wir alle in der Pest sind, und ich habe meinen Frieden verloren. Ich suche ihn noch heute,
...

Ich wollte kein Pestkranker sein, das ist alles.
...

Aber was heißt das schon, die Pest? Es ist das Leben, sonst nichts.




aus:

Die Pest von Albert Camus
Rowohlt Taschenbuch Verlag, Hamburg
734. - 753. Tausend
Oktober 1975




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Gedichte + Erlesenes

gegen die Depression

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Zuletzt aktualisiert: 15. Jul, 02:09

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