Innenansicht 4

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Innen-4

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279 mal gelesen

Robert Musil - Der Mann ohne Eigenschaften

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Und da der Besitz von Eigenschaften eine gewisse Freude an ihrer Wirklichkeit voraussetzt, erlaubt das den Ausblick darauf, wie es jemand, der auch sich selbst gegenüber keinen Wirklichkeitssinn aufbringt, unversehens widerfahren kann, daß er sich eines Tages als ein Mann ohne Eigenschaften vorkommt.


aus:

Der Mann ohne Eigenschaften von Robert Musil
Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg
1. Auflage
Mai 1978



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335 mal gelesen

Innenansicht 3

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Pq1010012

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294 mal gelesen

Hermann Hesse - Media in vita

...
Mach dich zum Ziel und Endpunkt der Natur,
...
Erkenntnis blüht auf diesem Pfade dir:
Dein innerstes Ich, das nie ein Tod zerstört,
gehört nur dir,
...
Nun endet Zaubers Macht,
Du bist erwacht,
Hörst fern die Chöre brausen
Im Tal des Irrens und der Sinnen,
Und ruhig wendest du vom Außen
Dich weg und zu dir selbst, nach innen.
Dann wirst du ruhn,
Wirst letzten Tod gestorben sein,
Zur Stille gehst du ein,
Den traumlos tiefen Schlaf zu tun.




aus:

MEDIA IN VITA von Hermann Hesse
Gesammelte Werke in zwölf Bänden
Band 1 Gedichte - Frühe Prosa - Peter Camanzind
Suhrkamp Verlag, Frankfurt/Main
26.-36. Tausend 1973



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1102 mal gelesen

Innenansicht 2

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P11010001

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295 mal gelesen

Max Frisch - Andorra

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PATER
... Sie mögen dich alle nicht, ich weiß. Ich weiß auch warum. 's ist ein Funke in dir. Du denkst. Warum soll's nicht auch Geschöpfe geben, die mehr Verstand haben als Gefühl? ...
Du bist nun einmal anders als wir. Hörst du mich? Ich sage: Du bist nicht feig. Bloß wenn du sein willst wie ... alle, dann bist du feig ...

Eine Orgel setzt ein.

ANDRI
Kann ich jetzt gehn?

PATER
Denk darüber nach, Andri, was du selbst gesagt hast: Wie sollen die andern dich annehmen, wenn du dich selbst nicht annimmst?

ANDRI
Kann ich jetzt gehn ...

PATER
Andri, hast du mich verstanden?



aus:

Andorra von Max Frisch
Suhrkamp Verlag, Frankfurt/Main
246.-295. Tausend 1969



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3027 mal gelesen

Jewgenij Samjatin - WIR

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Ich bin nämlich wieder gesund, völlig gesund. Unwillkürlich muß ich lächeln, ich kann nicht anders: man hat mir einen Splitter aus dem Kopf gezogen, und ich spüre eine große Leere und Erleichterung. Nein, keine Leere, es ist nur nichts mehr da, das mich am Lächeln hindert (das Lächeln ist der Normalzustand eines normalen Menschen).



aus:

WIR von Jewgenij Samjatin (1920)
Verlag Kiepenheuer und Witsch, Köln
9. Auflage
2006



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375 mal gelesen

Innenansicht

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P010149

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249 mal gelesen

Laotse - Tao te king

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Ist der SINN verloren, dann das LEBEN.
Ist das LEBEN verloren, dann die Liebe.




aus:

Tao te king von Laotse (6. Jh. v. Chr.)
übertragen von Richard Wilhelm
Eugen Diederichs Verlag
11. Auflage
1974



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323 mal gelesen

Meine Welt ist durcheinander

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Fortschrittsglaube ist erloschen.
Werd ich jemals wieder heil?
Nach Konsum so vieler Pillen
sollte doch kein Terror sein!

Dolchstoß in den eignen Rücken.
Ich meiner Legende gleich.
Weltwirtschaft in Krisenzeiten,
Springerstiefel, drittes Reich.

'Heil!' im Kopf und krank im Herzen,
ein Feindbild mir im Nacken sitzt.
Pogrome in brauner Nacht,
millionenfach wird ausgeschwitzt.


t1010005


Will ich den totalen Krieg?
Kam ich ab vom rechten Pfad?
Enola Gay bombt die Atome
und ich erleb mein Stalingrad.

Alliierte Teppiche
zerstören meine Endlösung.
Hab ich wirklich nichts gewusst?
Konnt ich wirklich gar nichts tun?

Panzer rollen Frühling nieder.
Selbstschussanlagen sind in.
Kalter Krieg in meinen Adern,
Mord in Dallas und Berlin.

Napalm auf Frauen und auf Kinder
täglich zur besten Sendezeit.
Agent orange auf meine Zellen,
Apokalypse, ich bin bereit!

Ist mein Notstand ein Gesetz?
Vom Hass der Ohnmacht zur Revolte
Hetze pur von Staat und Bild.
Wie gerne wäre ich ohne Sorg!

Bambule ohne meine Hoffnung.
Freude klammheimlich und verschleiert.
Mit Schüssen für die bessere Welt
Ideal gerafft und ausgeleiert.

Nicht mehr Herr im eignen Hause.
So stammel ich daheim:
Überwachte Selbstmorde,
Sympathisanten steht mir bei!


P1010111


Mauerfall meiner Gesundheit,
Vereinigung ganz ohne Wahl,
nur noch ein gemeiner Nenner:
Habgier und das Kapital.

Verwahrlosung der guten Sitten,
Besetzung ganz ohne Mandat,
Attentate der Verzweiflung.
Terrorjagd als neue Saat.

Folter ohne Menschenrechte,
ich mit mir im Kriegszustand.
Niederschlagung von Bedenken,
Weltherrschaft der Ignoranz.

Cruise missiling der Gedanken,
Glaubenswelten im Konflikt,
Globalisierung auch des Schweigens,
Opportunismus als Verdikt.

Überall verminte Felder,
Stacheldraht im Niemandsland,
umgeschnallt mein Sprengstoffgürtel.
Urteil vollstreckt von eigner Hand.

Gefühle vor dem Hungertod,
Immunschwäche, die Nahrung rar,
verdorrt der allerletzte Glaube,
mein Kontinent dem Sterben nah.

Dysfunktionen meiner Nerven,
nächtelang hellwach.
Motorleistung leert die Teller,
Hungertod millionenfach!


P1010108


Mein Gemüt im Klimawandel,
kälter bis katastrophal.
Ich im Auge des Tornados,
Trümmerlandschaft überall.

Rodung meiner Urgewalten,
Verbrauch der letzten Energie,
Gletscherschmelze meiner Achtung,
Artensterben wie noch nie.

Meine Gene out of order,
Zukunft wird manipuliert,
Ozonloch ist Nebensache.
Welt wird kapitalisiert.

Renditewettlauf ohne Grenzen,
Humanität im Ausverkauf,
Entwertung meiner zehn Gebote,
gekündigt nur durch Fristablauf.

Die Explosion aller Vermögen
findet in mir nicht mehr statt.
Globalisiert wird alle Armut,
ich fühl mich elendig und matt.

Aussortiert die Mitbestimmung,
Demokratie nur Schein.
Blutleer ist längst alle Sehnsucht
und entmachtet ist mein Sein.

Existenz im Minimum,
Personalabbau, oh Graus,
verlagert und außer Betrieb,
Transfer, gesellschaftliches Aus.


wP1010027


Mein Zustand skrupellos wie Harz
und reihenweise vorbestraft.
Kein Mindestlohn für meine Qual.
Alles christlich und sozial?

Erniedrigung per Sozialplan,
Maschinenpark wird demontiert,
Sozialprodukt ohne sozial!
Mein Ehrgefühl, das wird tranchiert.

Auswanderung aller Eliten
und Flucht all meines Kapitals.
Unterschicht wird mehrheitsfähig.
Ich im Tresor der Moral.

Verweigerung auf ganzer Linie,
Gemeinschaftssinn soll nicht mehr sein.
Hinterziehung aller Pflichten
auf Konten ohne Licht und Stein.

Als Anachronismus dieser Zeit
und ohne Aussicht auf Asyl
so leide ich ganz jämmerlich
im Koma ohne Selbstgefühl.





für Benno Ohnesorg


Infos zum Tod von Benno Ohnesorg findest Du auf Spiegel-Online. Klicke hier.
2532 mal gelesen

Ode an das Leben

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Auch ich kehre noch ins Leben
wie hinaus in Wald und Flur.
Oh, welch wundersames Streben,
ich empfinde Freude pur.

Gut wird wieder alles werden.
Stelle mir vom Himmel vor,
er befände sich auf Erden.
Heute bin ich gern ein Tor.


P1010114


Alle Menschen werden Brüder,
Lennon und auch Hölderlin.
Vereint in mir ihre Lieder,
ihre Jamben und Trochäen.

Vereint Körper, Geist und Seele,
laut schwingen sie im Takt der Welt.
Ein Jubelschrei aus voller Kehle,
Freiheit, die mir sehr gefällt.

Wunder gibt es immer wieder.
Die ganze Welt ist rosarot.
Ich singe alle alten Lieder.
Meine Depression ist tot!





für John Lennon ('Imagine there's no heaven.')
457 mal gelesen

Nicht besser als die Welt

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Augenblick sieht Finsternisse,
überall gequälte Leiber.
Dunkle Wolken deuten Zukunft,
Erinnerung schmeckt grau und schal.

Rohe Welt lässt Seele hungern,
mitleidlos auf Egotrip,
keinen Sinn mehr für das Gute.
Lemminge auf Abschiedstour.

Rückzug ist gleich Selbstaufgabe,
Ende aller Möglichkeiten,
Abschied von der kranken Welt,
die totale Isolation.


P1010118


Innenschau macht keine Freude.
Gefühle gleichen ödem Land.
Herz fühlt sich wie Eingeweide.
Lähmung ergreift den Verstand.

Lächeln wirkt wie Hohn und Spott.
Selbstbeschränkung spiegelt Wut.
Betäubung ersetzt Selbstbefreiung.
Auch nicht besser als die Welt!





für niemanden
411 mal gelesen

Bitte

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Berge voller Müdigkeit
schieb ich heute vor mir her.
Spannungen im Hinterkopf
und alles fällt unsagbar schwer.

Mauern und verschlossene Fenster
trennen mich vom Sonnenschein.
Wie blockiert ist alles Denken.
Ich möchte wieder glücklich sein!

Fesseln der Mutlosigkeit
halten mich gefangen.
Mir ist, als wär ich anstatt vor,
zwei Schritt zurückgegangen.


P1010127


Schwerkraft im Zentrum meines Selbst,
ein schwarzes Loch verschlingt mein Haus.
Leblos und verlassen
weiß ich weder ein noch aus.

Mein Herz, es spricht:
O, mein Gott, ich bitte Dich!
Gib mir Hoffnung und die Kraft,
zu mir selbst zu finden!





für wvs
532 mal gelesen

Gegen die Depression

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Mein Gedicht bleibt mit einem Bein in der Theorie stecken.
Es ist nur halb Gefühl und bleibt doch halb Verstand.
Selbst dann, wenn ich mein Innerstes nach außen kehre,
kommt es im Gedicht nicht ohne Worte aus.

Mein Gedicht sagt: Ich weiß jetzt, was mit mir los ist.
Ich habe nicht auf mich geachtet und mich selbst verloren.
Diese Einsicht war der erste Schritt, ein wichtiger Schritt.
Denn ohne Einsicht keine Veränderung.

Mein Gedicht ist eine Art Vereinbarung mit mir selbst.
Aber es kann nicht mehr sein als ein Anfang.
Der Weg muss noch beschritten werden.
Nur das Durchleben des Schmerzes kann die Gefühle befreien.



P11010112




für mich selbst
729 mal gelesen

Wenn ich träume

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Wenn ich träume, möcht ich schwimmen.
Auf der Woge meiner Liebe
küsse ich den letzten Stern
und umarme alle Wesen.

Mit dem Fluss des Lebens
erkunde ich mich selbst.
Ich kraule durch die Adern
entlang an meinem Schmerz.

Ich beweg mich auf der Suche
nach der Liebe zu mir selbst
und fühl die große Leere
rund um mein wundes Herz.


Wenn ich träume, möcht ich tauchen
durch das tiefe, weite Meer,
wie ein Fisch durchs Wasser gleiten
schwerelos und unbeschwert.

Von der Strömung sanft geleitet
lasse lautlos ich mich tragen,
mal umringt von allen Seiten,
mal der Leere Kamerad.

Ich sehe mich auf Wellen reiten
und tanzen mit den Urgewalten.
Ich fühle mich unendlich frei
und Traurigkeit berührt mein Herz.


Wenn ich träume, möcht ich laufen,
ganz weit weg und zu mir selbst,
schweben über allen Zeiten,
zauberhafte, schöne Welt.


P1010016


Im Quell des Flusses tauf ich mich
und trinke selig Sonnenlicht.
Einsamkeit läßt mich versinken,
Gefühle heben mich empor.

Tief atme ich die bunten Bilder,
die mich voll und ganz durchdringen.
Glück und Frieden sind jetzt mein
und ruhig wird mein kleines Herz.


Wenn ich träume, möcht ich tanzen,
All in mir zum Klingen bringen,
das Außen ganz hereinlassen,
dem Innen alle Türen öffnen.

Ich wiege mich im Klang der Töne.
Gefühle tanzen ganz verwegen.
Mein Herz schlägt laut den Rhythmus vor;
im Einklang nur kann es genesen.

Jeder Schritt ein Teil des Ganzen,
alle Melodien im Blut
drehe ich mich freudentrunken
und das Glück berührt mein Herz.


Wenn ich träume, möcht ich fliegen
schwungvoll und doch federleicht
über Wald und über Wiesen
ohne Ziel und ohne Halt.

Die Zeit verweht ganz mühelos.
Ich folge meinem Fluss zum Meer,
in dem sich nachts die Sterne spiegeln,
und alles ist unendlich groß.

In Einheit mit dem Augenblick
dreh ich Kurven in den Himmel.
Zärtlich streicheln mich die Lüfte
und Ewigkeit berührt mein Herz.


P1010147


Wenn ich träume, möcht ich schweben
immer höher, immer heiter.
Gedankenlos und herzerfüllt
kehr ich zu mir selbst zurück.

Ich lerne jetzt zu leben
in Liebe zu mir selbst.
Mein volles Herz kann schenken.
Es meistert jeden Schmerz.

Wenn meine Träume enden,
dann fängt mein Leben an.
Es wird mich immer leiten,
mein liebevolles Herz.





für Hermann Hesse und Siegmund Freud
571 mal gelesen

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